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Ratgeber
Je weniger Spiel gelagerte Wellen aufweisen, desto besser. Allerdings lassen sich Ausrichtungsfehler nicht immer ausschließen – was zu erheblichen Problemen mit herkömmlichen Kugellagern führen kann. Vor allem dann, wenn neben Asymmetrien auch hohe radiale und axiale Kräfte wirken. Genau für diese Einsatzbedingungen gibt es Pendelrollenlager. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie diese Wälzlager aufgebaut sind und funktionieren.
Pendelrollenlager sind eine spezielle Art von Wälzlagern. Sie wurden entwickelt, um sowohl radiale als auch axiale Kräfte aufzunehmen. Sie ähneln damit den Schrägkugellagern. Der wichtigste Unterschied: Pendelrollenlager verhalten sich selbstausrichtend. Sie sind in der Lage, geringfügige Ausrichtungsfehler oder Schiefstellungen zwischen den verbundenen Wellen auszugleichen.
Pendelrollenlager finden sich in einer Vielzahl von Anwendungen. Dazu gehören vor allem rotierende Antriebssysteme in der Schwerindustrie, im Bergbau, in der Papierherstellung und in Stahlwerken. Aber auch schwere Baumaschinen, Windkraftanlagen, Schiffsantriebe und Rudermaschinen profitieren von den einzigartigen Fähigkeiten dieser Wälzlager.
Der Begriff „Pendel“ in Pendelrollenlager bezieht sich auf die Fähigkeit der Rollen, sich in den Laufbahnen des Innen- und Außenrings relativ frei bewegen zu können. Je nach Ausrichtungsfehler pendeln sie zwischen variierenden Positionen, ohne den Kontakt zur Laufbahn zu verlieren.
Das Wälzlager kann sich so unterschiedlichsten Winkeln oder Unregelmäßigkeiten anpassen. Diese Flexibilität reduziert Stoßbelastungen und ermöglicht eine optimierte Lastverteilung, was zu einer längeren Standzeit und besserer Leistungsfähigkeit des Lagers führt.
Zu unterscheiden sind Axial-Pendelrollenlager und Radial-Pendelrollenlager. Die Unterschiede beziehen sich auf die Auslegung der üblichen Belastung.
Axial-Pendelrollenlager sind in erster Linie für die Kraftaufnahme in Richtung der Achse bestimmt. Das in der Regel einreihige Rollenlager ist winkelverstellbar und lässt sich daher in gewissen Grenzen auch radial belasten. Ja nach Außendurchmesser kann die statische axiale Tragezahl mehrere Millionen Newton betragen. Bei einem Außendurchmesser von 400 Millimeter und einem Innendurchmesser von 200 Millimeter liegt dieser Wert zum Beispiel bei 8,5 Millionen Newton beziehungsweise als Gewichtskraft bei mehr als 866.000 Kilogramm.
Im Gegensatz zu axialen Typen verkraften Radial-Pendelrollenlager Belastungen gleichwertig sowohl axial als auch radial. Für ein Radiallager mit den oben genannten Abmessungen ergibt sich eine radiale statische Tragezahl von 3,25 Millionen Newton oder mehr als 33.000 Kilogramm. Radial-Pendelrollenlager sind üblicherweise zweireihig.
Einher mit dieser enormen Belastungsfähigkeit von Pendelrollenlagern geht allerdings eine verminderte Drehzahl. Sie liegt bei den erwähnten Lagern bei maximal 1000 beziehungsweise 1300 Umdrehungen pro Minute. Deutlich kleinere Axial-Typen bringen es auf bis zu 6000 Touren, radiale Lager sogar auf bis zu 17.000 Touren.
Das markanteste Merkmal eines Pendelrollenlagers ist das einzigartige Design der Rollenlaufbahnen. Der innere Teil der äußeren Laufbahn ist mit einer konkaven Vertiefung und der äußere Teil des Innenrings mit einer konvexen Ausbuchtung versehen. Eine Reihe oder zwei Reihen tonnenförmiger Rollen werden durch einen oder mehrere Lagerkäfige zusammengehalten. Sie ergänzen damit die Form dieser Rollenlaufbahnen. Das Ergebnis ist ein Rollenlager mit außergewöhnlicher Radialkapazität, das auch axiale Belastungen, Ausrichtungsfehler oder Stöße aufnehmen kann, da sich die Rollen ständig an der kugelförmigen Laufbahn des Außenrings neu ausrichten.
Der Käfig hat die Aufgabe, die Abstände der Rollen gleichmäßig zu halten und so eine optimale Lastverteilung zu gewährleisten. Er führt die Rollen durch die unbelasteten Zonen der Laufbahn und verringert die Reibung bei hohen Geschwindigkeiten durch die selbstschmierenden Eigenschaften der Lagerkonstruktion. Zu den gängigen Materialien für Käfige gehören Messing, Stahl, Polyamid und Stahlblech. Käfige können aus einem Stück, aus gegenüberliegenden, verbundenen Paaren oder aus gegenüberliegenden, aneinanderstoßenden Paaren bestehen.
Schmierbohrungen in der äußeren Laufbahn ermöglichen eine regelmäßige Nachschmierung des Lagers. Diese Löcher machen auch eine Spülung des Lagers möglich, wodurch sich kleine Verunreinigungen aus den Laufbahnen entfernen lassen.
Eine Ringnut sorgt außerdem dafür, dass sich das Schmiermittel gleichmäßig über den Umfang des Lagers verteilt.
Dichtungen sind eine optionale Komponente für jedes Pendelrollenlager. Sie sind auf verschiedene Weise einsetzbar und verhindern das Eindringen von Verunreinigungen und Feuchtigkeit in die Lagerlaufbahn. Pendelrollenlager mit Dichtungen sind in der Regel etwas breiter als ihre nicht abgedichteten Gegenstücke. Dichtungen können auch kleine Ausrichtungsfehler aufnehmen, begrenzen aber oft die Betriebstemperatur und die Grenzdrehzahl des Lagers.
Es gibt neben dem Innen- und dem Außendurchmesser sowie der Belastungspriorität weitere Auswahlkriterien bei der Beschaffung von Pendelrollenlagern zu berücksichtigen. Hier die wichtigsten:
Mindestlast
Um bei hohen Geschwindigkeiten mit stabiler Beschleunigung und Verzögerung arbeiten zu können, muss das Pendelrollenlager eine minimale Axiallast auf die Rollen ausüben. Dies verhindert eine Beschädigung des Lagerkäfigs durch Trägheitskräfte sowie durch Gleiten oder übermäßige Reibung. Die erforderliche Mindestlast lässt sich durch die Verwendung einer hochwertigen Schmierung verringern.
Betriebstemperatur
Darunter ist der Bereich der Umgebungstemperaturen zu verstehen, in dem das Wälzlager am zuverlässigsten arbeitet. Bei niedrigen Temperaturen nimmt die Viskosität des Schmierstoffs zu, so dass eine höhere Mindestlast erforderlich ist. Die Temperaturen für Pendelrollenlager sind besonders hoch, wenn die Lagerwerkstoffe einer Wärmebehandlung unterzogen wurden.
Bezugsdrehzahl
Das ist die Drehzahl, bei der die durch die Rotationsreibung erzeugte Wärme der Energie entspricht, die durch den Schmierstoff und die Lagergeometrie abgeführt wird.
Grenzdrehzahl
Die höchste Drehzahl, für die das Pendelrollenlager ausgelegt ist. Sie wird bestimmt durch die Festigkeit des Lagerkäfigs, die Qualität der Schmierung, die Zentrifugal- und Kreiselkräfte, die Präzision, mit der das Rollenlager hergestellt wurde sowie die Eigenschaften des Schmiermittels.
Lebensdauer
Die Standzeit eines Pendelrollenlagers wird durch die Anzahl der Stunden oder Umdrehungen bestimmt, bevor es mechanisch ermüdet. Vorher ist die dynamische äquivalente radiale Belastung zu ermitteln. Dabei handelt es sich um einen einzigen Wert, der beide Belastungsrichtungen berücksichtigt.
Abgedichtete Pendelrollenlager verhindern das Eindringen von Schmutz, Schutt, Flüssigkeiten und halten auch hohen Temperaturen stand. Solche Lager erfordern nur minimale Wartung. Bei einer maximalen Betriebstemperatur von etwa 70 Grad Celsius, einem feststehenden Außenring und einer höchstens zur Hälfte ausgenutzten Grenzdrehzahl, haben abgedichtete Rollenlager eine nahezu unbegrenzte Lebensdauer. Abgedichtete Lager verfügen allerdings nicht über die höheren Drehzahl- oder Temperatureigenschaften offener Lager.