Ratgeber
Geringe Reaktionszeiten, hohe Auflösungen, schnelle Bildraten – an Gaming-PCs werden allerhand Anforderungen gestellt. Sie sind mit leistungsstarken Hardware-Komponenten ausgestattet, die speziell auf die Bedürfnisse anspruchsvoller Gamer ausgerichtet sind.
Was einen guten Gaming-PC auszeichnet und worauf beim Kauf zu achten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Moderne Computerspiele verlangen der Hardware einiges ab, insbesondere, wenn es sich um Triple-A-Games handelt, die sich durch eine herausragende grafische Qualität auszeichnen. Sie liefern hochauflösende Bilder und dementsprechend riesige Datenmengen, die so manchen Computer an seine Grenzen bringen, sofern er nicht für solche Belastungen ausgelegt ist.
Gaming-PCs sind bestens ausgestattet, um das perfekte Spielerlebnis zu ermöglichen. Sie erfüllen die technischen Anforderungen heutiger PC-Games und bieten ausreichend Speicherkapazität und Grafikleistung zur Darstellung anspruchsvoller visueller Inhalte.
Gaming-Computer sind auf die Ansprüche von Gamern zugeschnitten. In den meisten Fällen handelt es sich um Komplett-PCs mit Windows-Betriebssystem.
Früher beschränkte sich die Auswahl hauptsächlich auf klassische Desktop-PCs, bestehend aus einem Gehäuse mit integrierter Rechnereinheit (Tower), einem oder mehreren über Kabel verbundenen Displays und Peripherie wie Maus und Tastatur.
Heute gibt es auch Gaming-Laptops, ebenfalls mit Windows-Betriebssystem. Sie sind mobil einsetzbar, gelten jedoch in der Regel als nicht ganz so leistungsstark wie dedizierte Gaming-PCs.
Der Prozessor bestimmt, wie flüssig ein Spiel läuft. Er ist für sämtliche Rechenoperationen innerhalb des Computersystems verantwortlich und stellt die dafür erforderliche Leistung zur Verfügung.
Aus diesem Grund wird er auch als CPU (Central Processing Unit) bezeichnet. Die bekanntesten Hersteller von CPUs sind Intel und AMD. Früher galten Prozessoren von Intel als das Nonplusultra, mit dem Aufkommen der AMD Ryzen und AMD Ryzen Threadripper CPUs hat sich das jedoch geändert. Mittlerweile bieten AMD CPUs oft das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis.
AMD Ryzen ist eine relativ umfangreiche CPU-Familie, die der kleineren Athlon-Serie gegenübersteht. Letztere ist eher Low-Budget-Computern vorbehalten. AMD Ryzen Prozessoren sind mittlerweile in mehreren Generationen erschienen und unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Leistung.
AMD Ryzen 3 bildet die Einstiegsklasse und ist vergleichbar mit Pentium Gold, Celeron und Core i3 von Intel. Als Mittelklasse sind AMD Ryzen 5 und Intel Core i5 zu betrachten, wohingegen Ryzen 7 und Core i7 die Oberliga ausmachen. AMD Ryzen Threadripper und Intel Core i9 sind im High-End-Bereich zu verorten.
Arbeitsspeicher
Der Arbeitsspeicher oder auch RAM dient dazu, die Daten, die die CPU für ihre Berechnungen braucht, zwischenzuspeichern.
Da grafisch aufwendige Spiele allerhand Daten bereitstellen, muss der Arbeitsspeicher eines Gaming-PCs ausreichend groß dimensioniert sein. Standardmäßig verwendet wird derzeit der DDR4-RAM. Er bietet eine höhere Taktrate als sein Vorgänger, der DDR3-RAM, und ist zugleich energiesparender.
Gaming Grafikkarte
Für die Darstellung von PC-Games sind Gaming Grafikkarten zuständig. Hierbei handelt es sich um gesonderte Recheneinheiten, die speziell der Verarbeitung von Grafikdaten dienen.
Sie bestehen in der Regel aus einer zentralen Grafikrecheneinheit, kurz GPU (Graphics Processing Unit), und einem eigenen Arbeitsspeicher. Indem sie Aufgaben zur Grafikdarstellung übernehmen, entlasten sie die CPU und den RAM des Computers. Prinzipiell ist die CPU auch ohne zusätzliche Grafikkarte zur Visualisierung fähig, durch das Auslagern grafiklastiger Aufgaben spart sie jedoch Ressourcen ein, die sie für wichtigere Berechnungen verwenden kann.
Die gängigsten Chipsätze für Grafikkarten sind Radeon-GPUs von AMD und GeForce-GPUs von NVIDIA.
Da beide Hersteller stetig neue Ausführungen auf den Markt bringen, ist es schwierig, dauerhaft geltende Vor- und Nachteile der Produkte zu benennen. Ob sich eine Radeon-Grafikkarte fürs Gaming besser eignet als eine GeForce oder umgekehrt, variiert je nach Vorhaben, Budget und Stand der Technik zum jeweiligen Zeitpunkt.
Steht fest, welcher Chipsatz in der Grafikkarte steckt, sollte das bei der Wahl weiterer Komponenten für den Gaming-PC berücksichtigt werden. Die GPUs von NVIDIA und AMD unterstützen nämlich verschiedene Technologien, zum Beispiel im Hinblick auf die Bildwiederholung von Monitoren. Stimmt die Bildwiederholungsfrequenz eines Monitors nicht mit der Bildrate eines Spiels überein, kann es zum sogenannten Screen Tearing kommen.
GPUs können dem entgegenwirken, indem sie die Bildwiederholungsfrequenz eines Monitors permanent anpassen. Sowohl AMD-Chips als auch NVIDIA-Chips sind dazu imstande, allerdings auf unterschiedliche Weise:
Während Radeon-Grafikprozessoren eine Variante namens „FreeSync” verwenden, setzen GeForce-Grafikprozessoren auf „G-Sync”. Das Ziel ist dasselbe, allerdings muss der Bildschirm die jeweilige Spezifikation unterstützen, damit sie funktioniert. Wer eine GeForce-Grafikkarte verwendet, sollte also sicherstellen, dass alle anderen Komponenten möglichst umfassend mit der GeForce-Technologie harmonieren.
Weitere wichtige Komponenten eines Gaming-PCs sind der CPU-Kühler und der Festplattenspeicher.
Wie der Name schon andeutet, hat ein CPU-Kühler die Aufgabe, den Prozessor zu kühlen. Das kann entweder via Luft oder mithilfe von Wasser geschehen.
Lüfter verrichten ihren Dienst, verursachen aber Betriebsgeräusche, vor allem dann, wenn sie unter voller Last laufen. Das kann relativ schnell passieren, weil Luft nur geringe Wärmemengen transportiert. Eine Leistungssteigerung lässt sich lediglich durch schneller rotierende Lüfter herbeiführen, die dann entsprechend laut sind.
Soll ein Gaming-PC möglichst ruhig laufen, ist eine Wasserkühlung anzuraten. Sie ist deutlich effizienter, denn bei gleichem Volumen nimmt Wasser bis zu 3000x mehr Wärmeenergie auf als Luft. Fürs High-End-Gaming und viele Stunden andauernde Spielsessions sind solche Lösungen gut geeignet.
Ein Gaming-PC mit Luftkühlung ist allerdings kostengünstiger und für den Einstieg und Gaming in moderatem Umfang vollkommen ausreichend.
Die Festplatte eines Gaming-PCs dient der Speicherung von Programmen und Media-Dateien.
In der Computertechnik haben sich zwei Formen von Datenspeichern etabliert: der Solid State Drive (SSD) und der Hard Disk Drive (HDD). Beide bieten Speicherplatz für riesige Datenmengen, unterscheiden sich jedoch im Hinblick darauf, wie schnell sie die Daten zum Arbeitsspeicher transferieren und der CPU zur Verfügung stellen.
HDD-Festplatten sind günstiger als SSDs, arbeiten aber deutlich langsamer. Sie sind mit beweglichen Komponenten ausgestattet, die während des Betriebs Geräusche verursachen können. SSDs sind ohne bewegliche Komponenten konstruiert und zudem kleiner und leichter gebaut, weshalb sie im PC-Gehäuse weniger Platz in Anspruch nehmen. Sie arbeiten sehr schnell und leise, bieten zum gleichen Preis aber nicht die Speicherkapazität, die eine HDD zur Verfügung stellt.
In guten Gaming-PCs sind beide Festplattentypen kombiniert: Auf der SSD wird alles untergebracht, was schnell starten muss. Dazu zählen das Betriebssystem (Windows) und Anwenderprogramme. Auf der HDD-Festplatte werden Media-Dateien und alle Daten, auf die nicht regelmäßig zugegriffen werden muss, gespeichert.
Einstiegs-, Mittel- oder Oberklasse
Gamer-PCs werden in jeder Preisklasse angeboten. Je nach Spielverhalten und grafischem Anspruch kann ein Modell der Einstiegs-, Mittel- oder Oberklasse in Frage kommen.
Das Budget spielt freilich ebenfalls eine Rolle. Gaming-PCs der Einstiegsklasse sind schon für 500 bis 700 Euro zu haben, schwächeln aber hinsichtlich der grafischen Leistung. Auf rechenintensive Features muss man meist verzichten. Gaming-PCs dieser Kategorie sind häufig mit einem 8 GB großen Arbeitsspeicher ausgestattet, was für den Anfang ausreicht.
Von Vorteil ist es, wenn ein zweiter, baugleicher Riegel nachgerüstet werden kann, um bei Bedarf auf 16 GB aufzustocken. Ein DDR4-RAM mit einer Taktrate von 2400 Mhz sollte es schon sein. Diese Taktrate wird von nahezu allen Mainboards günstigerer Gaming-PCs unterstützt.
Gamer-PCs der Mittelklasse sind preislich bei etwa 1000 Euro zu verorten. Sie sind üblicherweise mit 16 GB RAM ausgestattet, darunter sollte die Arbeitsspeicherkapazität nicht liegen. Die Taktraten fallen häufig höher aus und können bis zu 2.666 Mhz betragen. Die Grafikqualität erfüllt höhere Ansprüche. So können Mittelklasse-PCs Full HD auflösen und das Bild rasch und flüssig aufbauen.
High-End-Gaming-PCs kosten ab 1000 Euro aufwärts. Sie sollten mindestens 16 GB RAM aufweisen. Angebracht ist eine Taktrate von 3000 Mhz oder höher, damit die CPU möglichst schnell auf den RAM zugreifen kann.
Im Regelfall können die Computer 4K auflösen, hier ist jedoch darauf zu achten, dass der Monitor die Auflösung auch abbilden kann. Nicht selten verfügen Gaming-PCs der Oberliga über zwei oder sogar drei Grafikkarten, die parallel arbeiten. Aufgrund der hohen Rechenleistung sollte eine Wasserkühlung integriert sein.
Schnittstellen
Grundsätzlich ist bei allen Gaming-PCs – ob Low Budget oder High End – auf die zur Verfügung stehenden Schnittstellen zu achten.
Um moderne Bildschirme mit dem Rechner verbinden zu können, sollten mindestens zwei HDMI-Anschlüsse vorhanden sein. Eingänge für USB 3.0/USB 3.1 dienen als Steckplätze für Peripherie und ermöglichen zudem den Anschluss von zusätzlichem Speicher in Form von externen Festplatten. Mindestens vier USB-Schnittstellen sollte ein Gaming-PC vorweisen, damit man nicht in die Bredouille kommt.
Maus & Tastatur
Apropos Peripherie: Vor allem bei kompetitiven Multiplayer-Spielen entscheiden mitunter Sekundenbruchteile über Sieg oder Niederlage. Es lohnt sich also, alles aus der Hardware heraus zu kitzeln. Wer auf einem starken Gaming-PC zockt und dessen Leistung über einen UHD-Bildschirm ausspielen lässt, kann an einer Stelle oft immer noch nachbessern: Maus und Tastatur.
Idealerweise sollten Mäuse und Tastaturen speziell für Gamer entworfen sein. Sie halten hohen Belastungen stand und nutzen sich nicht so schnell ab. Außerdem sind sie ergonomisch designt und bieten besondere Funktionen, wie z.B. RGB-Beleuchtung bei Gaming Tastaturen.
Gaming Mäuse verfügen zum Beispiel über hohe und flexibel verstellbare Counts-per-Inch (CPI, englisch: „Zähler pro Zoll”) und Inches-per-Second-Werte (IPS, englisch: „Zoll pro Sekunde”). CPI misst, wie viele virtuelle Pixel die Maus während einer Bewegung von einem Zoll erfassen kann, während IPS Auskunft darüber gibt, wie viel Bewegung die Maus ohne Verlust in einer Sekunde umsetzen kann.
Unser Praxistipp: Dual Channel Modus nutzen
Um den RAM eines Gaming-Computers effektiv nutzen zu können, hat sich der Dual-Channel-Betrieb bewährt. Hier wird der Speicherdurchsatz nämlich verdoppelt. Ein Dual-Channel-Modus ist möglich, wenn zwei identische Speicherriegel vorliegen. Diese werden entweder in den 1. und 3. oder in den 2. und 4. Arbeitsspeicher-Slot des Computers gesteckt. Praktisch sind RAM-Kits. Dabei handelt es sich um Komplett-Sets mit mehreren Speicherriegeln (bspw. 4x 4 GB oder 2x 8 GB), die bereits in identischer Form vorliegen.
Warum sind die meisten Gaming-PCs mit Windows als Betriebssystem ausgestattet?
Windows ist das meistgenutzte Betriebssystem. Es ist deutlich verbreiteter als Linux und bietet im Vergleich zu macOS mehr Flexibilität. Zudem hat Apple noch keinen Gaming-Mac auf den Markt gebracht. Aus diesem Grund hat sich Windows als Standard-Betriebssystem für Gamer-PCs etabliert.
Werden Gaming-PCs durch Cloud Gaming bald überflüssig?
Das sogenannte Cloud Gaming ist eine besondere, auf Games angewandte Variante des Cloud Computing. Dabei werden Aspekte der für eine Computeranwendung erforderlichen Rechen- beziehungsweise Speicherleistung an andere Geräte innerhalb eines Netzwerks ausgelagert. Das macht die Leistungsfähigkeit der Hardware, die Endverbraucher nutzen, nahezu irrelevant.
Alles, was sie benötigen, ist eine stabile Netzwerkverbindung (in der Regel über das Internet) und einen hochwertigen Bildschirm. Viele Hersteller planen Streaming-Dienste für Games, die mithilfe von Cloud Computing funktionieren, oder bieten solche Angebote bereits an, zum Beispiel GeForce NOW. Sie funktionieren ähnlich wie Video-on-Demand-Angebote. Allerdings erfordern Games wesentlich größere Datenmengen als Videos. Vielerorts ist die Übertragungsrate von Internetverbindungen gerade bei starker Beanspruchung noch nicht ausreichend oder stabil genug, um aktuelle Blockbuster-Games zu übertragen. Die Folge ist eine Verzögerung zwischen der Eingabe und Umsetzung von Spielbefehlen.
Außerdem können technische Probleme eines Anbieters dazu führen, dass Gamer und Gamerinnen nicht mehr auf ihre Spiele zugreifen können. Wer unabhängig tolle Spielerlebnisse genießen möchte, sollte (fürs Erste) weiterhin auf lokale Rechenleistung in Form eines Gaming-PCs setzen.