Ratgeber
Palettenwaagen dienen dazu, das Gewicht von Waren und Gütern auf Paletten zu bestimmen, und sind hinsichtlich ihrer Konstruktion speziell auf diesen Anwendungsbereich optimiert. Sie kommen vorrangig als Industriewaagen und im Bereich der Logistik zum Einsatz.
Was Palettenwaagen konkret auszeichnet und worauf bei der Auswahl zu achten ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Palettenwaagen gehören zu den wichtigsten Hilfsmitteln im Bereich der Logistik. Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn das Gewicht von Waren oder Gütern auf Paletten bestimmt werden soll. Das kann beispielsweise im Warenein- und -ausgang, im Lager oder in der Produktion der Fall sein. Eingesetzt werden Palettenwaagen in Bau- und Großmärkten, Speditionen und landwirtschaftlichen Betrieben, aber beispielsweise auch in der Medizin und Lebensmittelindustrie.
Palettenwaagen sind speziell auf das Wägen von Paletten optimiert. Sie sind als Bodenwaagen realisiert und mit einer U-förmigen Auflagefläche bzw. Wägebrücke ausgestattet. Da der U-Rahmen perfekt zu Standardpaletten passt, können selbige mit einem Gabelstapler oder Hubwagen schnell und einfach aufgelegt oder eingefahren werden. Das spart Zeit beim Be- und Entladen und ermöglicht ein effizientes Arbeiten. Außerdem werden Räume optimal genutzt, da keine Rampe installiert werden muss und das Manövrieren mit Transportfahrzeugen entfällt, was viel Platz in Anspruch nehmen würde.
Da es sich bei Palettenwaagen um Industriewaagen handelt, die vorrangig unter rauen Umgebungsbedingungen eingesetzt werden, müssen sie besonders robust und belastbar sein. Sie bestehen entweder aus rostfreiem Edelstahl oder aus normalem Stahl, der zum Schutz vor Korrosion pulverbeschichtet, lackiert oder galvanisch verzinkt ist. Darüber hinaus sind Palettenwaagen im Regelfall nach IP67 oder IP68 zertifiziert, also staubdicht und gegen zeitweiliges oder dauerndes Untertauchen in Wasser schützt. Dadurch eignen sie sich sehr gut für Umgebungen, in denen eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht oder verstärkt Staub aufkommt.
Palettenwaagen sind Präzisionsgeräte, die das Gewicht dort bestimmen, wo es aufliegt. Zu diesem Zweck sind in der U-förmigen Auflagefläche üblicherweise vier Wägezellen verbaut. Die Wägezellen fungieren als Kraftaufnehmer. Sie sind in der Lage, ein mechanisches Eingangssignal in Form einer Last in ein elektrisches Ausgangssignal umzuwandeln. Am häufigsten werden in Palettenwaagen robuste Edelstahl-Wägezellen verbaut, die mit Dehnungsmessstreifen arbeiten. Sie verfügen über einen elastischen Federkörper, der sich beim Einwirken einer Gewichtskraft verformt. Auf dem Federkörper sind mehrere Dehnungsmessstreifen aufgeklebt. Dabei handelt es sich meist um Folien, auf denen elektrisch leitfähige Drähte gitterförmig angeordnet sind. Verformt sich der Federkörper, überträgt sich die Bewegung auf die Dehnungsmessstreifen, was dazu führt, dass sich deren elektrischer Widerstand ändert. Die Widerstandsänderung erfolgt proportional zur aufgelegten Kraft, so dass die entstehende Spannung in einen konkreten Messwert umgerechnet werden kann. Der Messwert wird auf einem Anzeigegerät dargestellt. Der Funktionsumfang von Palettenwaagen ist nicht auf die Messung des Gewichts beschränkt. Es gibt auch Modelle, die in der Lage sind, Stücke zu zählen. Darüber hinaus bieten Palettenwaagen häufig eine Vielzahl an Datenschnittstellen zur Anbindung an eine übergeordnete EDV.
Waagen, die im gewerblichen Bereich oder für amtliche Zwecke genutzt werden, um beispielsweise anhand des Gewichts von Waren und Gütern deren Verkaufspreis zu bestimmen oder Strafen und Gebühren festzulegen, müssen geeicht sein. Dasselbe gilt, wenn Waagen bei der Herstellung von Fertigverpackungen oder Arzneimitteln, für medizinische oder pharmazeutische Analysen sowie in der Heilkunde zum Einsatz kommen. Die Eichung erfolgt durch ein Eichamt. Es prüft die Waage im Hinblick auf ihre Messgenauigkeit und versieht sie mit einer Eichmarke, wenn sich die Prüfwerte innerhalb der zulässigen Eichtoleranz bewegen.
Die Gültigkeitsdauer einer Eichung beträgt in Deutschland üblicherweise zwei Jahre, wobei für bestimmte Arten von Waagen gesonderte Zeiträume gelten. So müssen beispielsweise Personenwaagen und Babywaagen, die in Krankenhäusern verwendet werden, nur alle vier Jahre geeicht werden. Relevant für Palettenwaagen ist die Regelung nach Wägebereich. Diese besagt, dass Waagen mit einem Wägebereich, der über 3000 kg hinaus reicht, lediglich alle drei Jahre geeicht werden müssen.
Nach Ablauf der Gültigkeit muss man die Waage erneut eichen lassen. Ausschlaggebend für die Zählung ist der letzte Tag des Kalenderjahres. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Eine im Juli 2020 geeichte Palettenwaage, für die eine Eichgültigkeitsdauer von zwei Jahren gilt, muss spätestens am 31.12.2022 nachgeeicht werden.
Palettenwaagen sind für den stationären Gebrauch oder für den mobilen Einsatz erhältlich. Mobil verwendbare Waagen verfügen über Räder oder Rollen an der Unterseite und können bequem von A nach B transportiert werden, was insbesondere bei wechselnden Einsatzorten ein Vorteil ist. Sie sind häufig mit Akkus zur Stromversorgung ausgestattet. Stationäre Palettenwaagen werden dauerhaft an einem Ort platziert und im Regelfall via Kabel mit Strom versorgt.
Was die Auswahl eines konkreten Modells betrifft, spielen Parameter wie die Nennlast, der Wägebereich und die Auflösung eine große Rolle. Die Nennlast sollte nicht überschritten werden, denn nur bis zu diesem Gewicht ist sichergestellt, dass eine Waage gemäß ihren Spezifikationen funktioniert und zuverlässige Messwerte liefert. Der Wägebereich sollte passend zum Anwendungsbereich bzw. zur Messaufgabe dimensioniert sein. Standardmäßig haben Palettenwaagen einen maximalen Wägebereich von 600 bis 3000 kg. Je größer der Wägebereich ist, desto geringer ist die Auflösung bzw. der Ziffernschritt. So geben Waagen mit einem Wägebereich bis 600 kg das Gewicht in 100-g- bis 200-g-Schritten an, während bei einem Wägebereich bis 1500 kg ein Ziffernschritt von 200 g bis 500 g üblich ist. Bei Waagen mit einem Wägebereich bis 3000 kg liegt der Ziffernschritt bei 500 bis 1000 g.
Die Abmessungen der Auflagefläche sind ebenfalls zu berücksichtigen. Das Wägen von Europaletten und vergleichbaren Standardpaletten ist mit den meisten Palettenwaagen problemlos möglich. Einschränkungen gibt es jedoch hinsichtlich Paletten oder Gitterboxen mit Sondermaßen. Hier benötigt man gegebenenfalls eine Spezialausführung.
Von Bedeutung ist auch, dass eine Palettenwaage aus strapazierfähigen Materialien besteht. Korrosionsfreier Edelstahl und beschichteter Stahl sind sehr robust und halten allerhand Beanspruchungen stand. Ebenfalls wichtig zu wissen ist, ob die Palettenwaage geeicht werden muss, denn nicht jedes Modell ist eichfähig. Sollte also aufgrund des Verwendungszwecks eine Eichpflicht bestehen, benötigt man in jedem Fall eine eichfähige Palettenwaage.
Die meisten Palettenwaagen sind per Kabel mit dem Anzeigegerät und/oder Stromnetz verbunden. Kabel stellen allerdings Schwachpunkte eines Wiegesystems dar, denn sie sind vielen Belastungen ausgesetzt. Es kann beispielsweise passieren, dass man beim Be- und Entladen mit dem Transportfahrzeug versehentlich über ein Kabel fährt. Um Schäden und Funktionsbeeinträchtigungen zu vermeiden, sollten die Kabel entsprechend geschützt sein, beispielsweise durch eine Ummantelung aus Panzerstahl.
Woran erkenne ich eine geeichte Palettenwaage?
Eichkennzeichnungen sind oft (aber nicht immer) in das Typenschild von Waagen integriert. Seit April 2016 müssen sie folgendermaßen aufgebaut sein: An erster Stelle steht das CE-Zeichen, an zweiter Stelle die Metrologie-Kennzeichnung (Großbuchstabe M) gefolgt von zwei Ziffern, die das Jahr angeben, in der die Kennzeichnung angebracht wurde. Dahinter stehen weitere vier Ziffern. Hierbei handelt es sich um die Kennnummer der Bewertungsstelle, also im Regelfall des Eichamts.
Muss man Paletten-Waagen kalibrieren?
Ja. Das Kalibrieren ist von großer Bedeutung, um zuverlässige Messwerte zu erhalten. Bei der Kalibrierung werden zertifizierte Gewichtsstücke der entsprechenden Genauigkeitsklasse aufgelegt. Geprüft werden dabei unter anderem die Linearität und die Reproduzierbarkeit der Messung. Die Messwerte, die die Waage ausgibt, werden in einem Prüfprotokoll festgehalten oder in einem DAkkS-Kalibrierschein vermerkt.