Ratgeber
Beim Wandern schnell das Klappmesser öffnen und einen Apfel schälen, eine Schnur kappen, kleine Schnitzereien anfertigen: Ein gutes Taschenmesser ist für den Outdoor-Einsatz ein Allrounder.
Das klassische Taschenmesser steht dabei gleichberechtigt neben dem Multitool-Messer. Anders als ein reines Messer mit einer Klinge sind dort verschiedene Werkzeuge integriert, etwa Säge und Flaschenöffner.
Dieser Ratgeber gibt Ihnen einen Überblick zu den verschiedenen Multi-Tools und geht auf die wichtigsten Kaufkriterien ein. Außerdem wird die wichtige Frage geklärt, welche Taschenmesser in Deutschland legal mitgeführt werden dürfen.
Die Idee, ein Messer nicht nur sicher verwahrt in der Küche zu lagern, sondern auch outdoor stets bei sich zu tragen, ist sehr alt. Es gibt Funde, die frühe Taschenmesser bis 500 v. Chr. datieren. Bereits damals konnte die Klinge umgeklappt und im Griff verstaut werden.
Allerdings fehlte es den frühen Taschenmessern an einer Eigenschaft, die heute sehr wichtig ist: Die Klinge ist nach dem Aufklappen arretiert. Sie bleibt also stehen und stellt keine Verletzungsgefahr durch ungewolltes Zuschnappen dar. Das Halten der geöffneten Position wurde erst im Mittelalter zum Standard.
Häufig werden die Begriffe Klappmesser und Schweizer Taschenmesser synonym benutzt. Schaut man genau hin, ist das Schweizer Taschenmesser jedoch eine Weiterentwicklung: nämlich vom einfachen Klappmesser (mit meist nur einer Klinge) hin zum Multi-Tool.
Das Schweizer Taschenmesser wurde am Ende des 19. Jahrhunderts von der Armee in Auftrag gegeben. Ziel war es, die Soldaten mit einem Taschenmesser auszustatten, das mehr als ein Einhandmesser ist. Es sollte als Werkzeug dienen, um ein Standardgewehr zu zerlegen. Daher waren weitere Tools neben der Klinge nötig: Ahle, Dosenöffner und Schraubendreher.
Heute ist es durchaus üblich, bis zu 20 Werkzeuge im Schweizer Messer unterzubringen. Dazu zählen praktische Elemente wie Schere, Säge und Zange. Auch Feile, Zahnstocher und Beitel sind praktische Multi-Tools, die gern verbaut werden.
Das Schweizer Taschenmesser war daher das erste Multitool und wurde damals von der deutschen Messermanufaktur Wester & Co in Solingen produziert. Bis heute hat die Stadt Solingen daher den Ruf, Heimat der besten Multitools zu sein.
Art der Öffnung
Manche Messer können einhändig geöffnet werden, da mit den Fingern nur ein Mechanismus betätigt werden muss und die Klinge tritt hervor. Ein Einhandmesser kann outdoor perfekt sein, wenn es schnell gehen muss oder in der anderen Hand bereits etwas gehalten wird.
Häufiger als auf Einhand-Taschenmesser trifft man aber auf Zweihand-Taschenmesser. Während die Griffschalen in einer Hand liegen, wird mit der anderen die Klinge aufgeklappt. Auch die Multi-Tools werden im Regelfall zweihändig geöffnet.
Arretierung
Damit die bewegliche Klinge und die Werkzeuge bei der Nutzung geöffnet bleiben, bedarf es einer mechanischen Arretierung. Hier setzen Taschenmesser und Multifunktionswerkzeug auf unterschiedliche Mechanismen.
Die Verriegelung kann direkt in den Griffschalen verbaut sein, als Wippen- oder Seitenfeder-Verriegelung arbeiten oder auch einen Schlitzring, eine Rückenfeder oder einen Bolzen nutzen.
Klingenform
Die Multitools einmal außen vor gelassen, spielt bei jedem Taschenmesser die Form der Klinge eine große Rolle. Ist sie nur einseitig geschliffen, ist die Verwendung meist für Rechtshänder ausgelegt und Linkshänder können folglich das Messer nicht nutzen. Für sie ist daher entscheidend, dass es sich um ein beidseitig geschliffenes Messer handelt.
Griff
Klinge und zusätzliche Multifunktionswerkzeuge sind zwischen Griffschalen befestigt. Sind alle Tools zugeklappt, ist das Messer kompakt und praktisch. Der Griff muss sich jedoch auch bei der Nutzung aller Werkzeuge beweisen und rutschfest in der Hand liegen.
Früher waren die Griffe meist aus Holz, Silber oder Gold. Heutzutage ist Plastik eine häufige Wahl. Die typischen Griffschalen der Schweizer Messer bestehen aus Cellidor, einem bewährten Kunststoff.
Praxistipp
Sehr beliebt sind Taschenmesser, die als Schlüsselanhänger konzipiert sind. Sie sind auf diese Weise leicht zu befestigen und müssen als Outdoor-Messer nicht lange gesucht werden, da sie sofort zur Hand sind.
Ob es das Brotmesser im Küchenschrank oder das Jagdmesser für den Camping-Ausflug ist: Ein Messer mit stumpfem Rückenteil wird rechtlich zunächst als Werkzeug des Alltags betrachtet. Als Gebrauchsgegenstand ist ein solches Messer also keine Waffe. Das gilt auch bei feststellbarer Klinge.
Überschreitet das Messer allerdings eine Klingenlänge von zwölf Zentimetern, gilt es automatisch nicht mehr als Werkzeug, sondern als Waffe.
Man muss noch weiter ins Detail gehen: Kann die Klinge aufspringen, ist es unabhängig von der Länge ein Springmesser und unterliegt dem Waffengesetz. Es darf von Volljährigen gekauft und benutzt, allerdings nicht auf größeren Veranstaltungen mitgeführt werden.
Wichtig für die Bewertung vor dem Gesetz ist außerdem die Frage, ob man mit feststehenden Messern eine Länge von sechs Zentimetern überschreitet. Ist dies gegeben, darf das Werkzeug bei Flugreisen nicht mehr im Handgepäck geführt werden.
So filigran ein Taschenmesser mit verschiedenen Werkzeugen sein kann, damit es jahrelang hochwertig bleibt, muss es gepflegt werden.
Die Bereiche zwischen jedem Multi-Tool werden am besten mit einem Zahnstocher oder kleinen Bürsten regelmäßig von grobem Dreck befreit.
Die Klingen sollten zudem mit heißem, klarem Wasser abgespült und sofort danach getrocknet werden.
Wurde vom Hersteller rostfreier Stahl verwandt, ist die Reinigung unbedenklicher. Allerdings ist zu beachten, dass sich rostfreier Stahl schlechter Schleifen lässt.
Wer das Messer häufig nutzt und entsprechend regelmäßig schärfen will, greift auf Klassiker wie Schärfstein, Schärfstab oder Wetzstähle zurück.
Möglich sind jedoch auch elektrische Messerschärfer.